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Sonntag, 19. Februar 2012

Die Exfalle


Seit über einem Jahr hake ich meinen Ex ab. Und immer dann, wenn ich mich in der Überzeugung suhle, ich hätte es geschafft, falle ich mit Pauken und Trompeten wieder zurück und lass mich wieder an die Kette legen. Und das mir! 
Von Haus aus ein freiheitsliebender Mensch, der sich noch nie an Ketten hat legen lassen. Bei jedem Mann, der das bisher versuchte, war ich schneller weg, als der Auserwählte noch „Scheiße“ rufen konnte. 
Und dann kam er. War, wie ich zugeben muss, auch eine Bestellung beim Universum (aber wie ihr hier seht, keine sonderlich durchdachte). 

Diese Verbindung lässt sich in verschiedene Phasen einteilen, die ich regelmäßig mit leichten Abwandlungen durchlaufe:

Phase 0: Ich breche den Kontakt ab
Phase 1: Ruhe 
Phase 2: Harmlose SMS seinerseits - meist ohne Reaktion meinerseits
Phase 3: Tägliche SMS seinerseits - mit gelegentlicher Reaktion meinerseits
Phase 4: Tägliche SMS und Anrufe seinerseits - gelegentliches Telefonat
Phase 5: manchmal findet ein Treffen statt (schließlich sind wir ja "Freunde")
Phase 6: tägliches Telefonieren (Phase 6 dauert meist nur einen Tag)
Phase 7: Anrufe meinerseits - gelegentliches Entgegennehmen seinerseits
Phase 8: SMS meinerseits - sofortige Antworten seinerseits
Phase 9: SMS meinerseits - keine Reaktionen seinerseits
Phase 10 = Phase 0

Freundin Maya hatte mir dazu mal eine schöne Geschichte vorgelesen. Daran muss ich oft denken und ich will sie euch nicht vorenthalten: 

Das Loch in der Straße

Ich gehe eine Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle hinein.
Ich bin verloren.

... Ich bin ohne Hoffnung.
Es ist nicht meine Schuld.
Es dauert endlos, wieder hinauszukommen.


Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle wieder hinein.
Ich kann nicht glauben, schon wieder am gleichen Ort zu sein.
Aber es ist nicht meine Schuld.
Immer noch dauert es sehr lange, herauszukommen.


Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich falle schon wieder hinein...
aus Gewohnheit.


Meine Augen sind offen.
Ich weiß, wo ich bin.
Es ist meine Schuld.
Ich komme auch sofort wieder heraus.


Ich gehe dieselbe Straße entlang.
Da ist ein tiefes Loch.
Ich gehe darum herum.


Ich gehe eine andere Straße.

Sogyal Rinpoche

Ich habe die andere Straße noch nicht gefunden. Ich habe nur eine leise Ahnung davon, an welcher Ecke ich abbiegen könnte. Naja, wenn ich ehrlich bin, habe ich es noch nicht mal geschafft, um das verdammte Loch drum rum zu laufen.
Stattdessen habe ich mich wieder einlullen lassen, um ein paar Tage danach überhaupt erst einmal zu  merken, dass ich eingelullt wurde.
Dabei kann ich ihm keinen Vorwurf machen. Er ändert sich nicht. Er ist immer gleich. Hat parallel seine zwei bis drei Miezen, die er aufgrund seines B-Promi-Status relativ einfach bekommt. Und die Harems-Chefin (das soll dann ich sein) muss auch immer schön in Reichweite bleiben. Ich will zwar ab und an abhauen, aber das gelingt nicht dauerhaft. 
Er stellt mich dann hin und wieder auch schonmal als seine Verlobte vor. Oder schickt SMS mit unmissverständlichem Inhalt, die keinen Zweifel daran lassen, dass ich ihm gehöre. Sonst keinem und schon gar nicht mir!

So und nun sitze ich hier. Immer noch allein. Bei Phase 0 angekommen. 
Der einzige Trost ist der: Ich merke es schneller, ich bin nicht mehr am Boden zerstört, es kostet nicht mehr Unmengen an Energie.
Aber frei bin ich trotzdem nicht. Und solange der Name dieses Mannes auf meiner Stirn tätowiert steht, wird sich kein anderer den Weg in mein Herz bahnen können. 

Ich erlege mir nun wieder einmal eine Kontaksperre auf. Keine SMS, keine Anrufe, keine Webcam, kein Googlen, kein Nachschauen auf seiner Homepage! Good Luck liebe Koschka, vielleicht gelingt es dir diesmal? Und wenn nicht, wäre es eventuell an der Zeit, an der Strategie etwas zu ändern?

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